Freitag, 6. Januar 2017

Newcastle Upon Tyne


Ich habe zu meinem 40.sten Geburtstag von Freunden einen Wochenendtrip geschenkt bekommen. Der Gutschein wurde mit der Überschrift „Away Days“ beschriftet und mir mit der Bitte im Oktober mal ein paar Tage frei zu nehmen übergeben. Für mich war klar, es geht zu einem VfB-Auswärtsspiel.
Es hätten ja einige Kracherstädte oder Spiele sein können. München, Berlin, Hamburg, Würzburg und und und… aber irgendwann nachdem der aktuelle Spielplan veröffentlicht wurde und ich auch die ein oder andere Information bekommen habe, war klar, es wird kein VfB-Spiel sein.


Jetzt war ich fertig! So richtig fertig. Ich bin ungeduldig und neugierig und mit sowas habe ich nicht gerechnet und mein Hirn arbeitete sämtliche Varianten durch. Schnell war aber klar, dass von dem Kreis keinerlei Informationen herauszukitzeln war. Das machte mich noch mehr fertig!
Eine gefühlte Ewigkeit später bekam ich die Info, dass ich nur Handgepäck mitnehmen soll/darf und wir uns am Flughafen treffen werden. Ich habe schon erwähnt, dass ich fertig war oder?


D-Day kam immer näher und was soll ich sagen, am Flughafen habe ich dann erfahren, dass wir nach Manchester fliegen werden. Ich konnte mein Glück kaum fassen! In meinem inneren begann es zu rattern, ManU, ManCity, FC United, Oasis, Oi Polloi und noch vieles mehr.
Hier dachte ich noch, dass wir in Manchester bleiben werden ...
Mitten in der Nacht sind wir dann in Manchester gelandet und grad wo ich mich gefragt habe wo man am schnellsten ein Bier herbekommt, erfahre ich, dass wir gar nicht in Manchster bleiben werden sondern weiter nach Newcastle fahren. 
Newcastle!? Ok was fällt mir zu Newcastle ein? Newcastle United, Newcastle Brown Ale, End Clothing, Allan Shearer und Paul Gascoigne. Das wars dann aber auch. 
Naja es ist immerhin mehr als mir zu Marseille oder Bukarest einfallen würde.


Bella, bei der wir die nächsten Tagen "wohnen" durften, war so nett und hat einen gefühlten Tag geopfert um uns vom Flughafen abzuholen(dafür bin ich, oder besser gesagt wir, ihr heute noch unglaublich dankbar). Vielen vielen Dank nochmal für alles!
Auf meine Frage wie lange man denn nach Newcastle fährt kam die lustige Antwort drei bis dreieinhalb Stunden… Ich glaub ich habe dreimal nachgefragt, aber es wurde einfach nicht weniger. 
Ok, schnell am Kiosk Bier gekauft und uns auf den Weg in den Norden gemacht. Wie das schon klingt,“ in den Norden gemacht“... I love it!
Quality Time heißt es ja neudeutsch und das trifft den Nagel auf den Kopf! Die Fahrt war super und man konnte hier schon erahnen, dass die kommenden Tage einfach nur fantastisch werden! Highlight der Fahrt war (jetzt wird es romantisch) eine Pinkelpause. Bei -12 Grad den Kopf in den Nacken und den verrücktesten Sternenhimmel meines Lebens gesehen. Crazy!


Genug der Gefühlsduselei, ab jetzt kommen nur noch knallharte Fakten auf den Tisch!


Fakt Nr. 1: Man geht in Newcastle am Samstagmorgen nur mit Jogginghose aus dem Haus oder zur Arbeit. Tust du das nicht, outest du dich sofort als Auswärtiger!


Fakt Nr. 2: Man sagt in Newcastle nicht awesome oder great, sondern Champion. Champion!!! Alter! I love it!!


Nach dem Frühstück ging es dann auch gleich in den Pub. 
Danach braucht man nix mehr!!
Was soll ich sagen, die Engländer haben einfach mehr Stil! Zum Fußball zieht man einfach den feinsten Zwirn an und man fängt früh an zu trinken.Genau nach meinem Gusto.


Nachdem wir die Bekanntschaft mit Sean, dem Ticketmaster, gemacht haben, ging auch schon die erste Runde über den Tresen. Ich mag das ja, wenn man erkennt, dass alle anderen um dich herum ebenfalls einen Mordsdurst haben und der Tag einfach nur gut werden wird. Geiler erster Pub dessen Namen ich mir leider nicht merken konnte, oder ich ihn höchstwahrscheinlich vergessen habe. The Bodega, er hieß The Bodega.
Picture from http://www.wheresbest.co.uk/
Picture from http://www.beervisits.eu
Next Stop war „The Strawberry Pub“ direkt gegenüber vom Stadion und mit direkt gegenüber meine ich auch direkt gegenüber! Kleiner aber feiner Pub in dem man sich sofort wohl fühlt und die Geschichte Newcastle Uniteds an den Wänden bewundern kann.
Picture from www.cityseeker.com
Ich war echt geschockt, denn es gab schon wieder saubere Toiletten! Schon im ersten Pub musste ich feststellen, das man keine Londoner Verhältnisse erwarten musste. Dies trifft nicht nur auf die Hygieneräume sondern auch auf die Preise zu. Die Getränke in Newcastle sind echt human und wie oft hat man in seinem Jugendlichen Leichtsinn die Worte „Gott, ist das hier billig“ in die Menge gebrüllt oder zumindest leicht in sich reingeschmunzelt hat.

Dann war es soweit. Samstagmittag Stadionzeit. Schön mal wieder zu einer humanen Zeit ins Stadion gehen zu können. 

Fakt Nr.3 Der Engländer geht gerne kurz vor knapp ins Stadion. Liegt wohl primär daran, dass es während des Spiels kein Bier gibt.

Der St. James Park war ausverkauft. Die Stimmung war aber leider nicht so der Bringer und das Spiel war gelinde gesagt ermüdend. Aber egal, es ist ja auch das ganze Drumherum was einen so fasziniert.
Was für eine Aussicht.

It`s a Rudeboys Affair
Newcastle hätte an diesem Tag die Möglichkeit gehabt, das zehnte Spiel in Folge zu gewinnen. Vielleicht wäre dann die Stimmung besser gewesen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Newcastle hat an diesem Tag 0:1 gegen die Blackburn Rovers verloren.

Während der Halbzeitpause hatten wir die Möglichkeit in einer Art Lounge Bier zu trinken. Mega!

Nach dem Spiel ging es dann ins Nachtleben. Nachdem wir beim kältesten Inder der Stadt gegessen und dabei vom blutärmsten Kellner Indiens bedient wurden ging es in den Abend und in die Pubs.
Am Sonntag ging es dann nach sehr leckerem homemade english Breakfast ans Meer. 5 Minuten Gehweg, zwanzig Minuten Bahnfahrt und wir waren am Meer. Verrückt!

Ich habe wohl selten ein idyllischeres Örtchen wie Tynemouth gesehen. Malerisch ist noch untertrieben. Das Meer war rau und wild. Genau das richtige nach nem Abend in der Stadt. Zum ersten Mal wurde nicht viel gesprochen sondern man hat die ganze Atmosphäre auf sich wirken lassen. Vielleicht das Highlight dieses Trips.



Da wir alle auch gerne mal was einkaufen, mussten wir natürlich auch nochmal in die Stadt um bei EndClothing vorbeizuschauen. Ich kannte den Shop ja nur vom Internet aber ich war/bin echt begeistert. Black Friday hat es uns dann auch nicht leicht gemacht standhaft zu bleiben, aber unterm Strich geht’s bei Endclothing eben nicht günstig zu und von daher hat nur einer nicht wiederstehen können.

Positiv Überrascht war ich vom Pretty Green Shop gegenüber. Sehr schöne Klamotten die einen qualitativ wirklich guten Eindruck hinterlassen haben. Da kann man in der Tat öfter mal ein Auge drauf werfen.

Abends ging es dann in den Pub um die Ecke, "The Brandling Villa"
Im Vorfeld wurde schon von den Burgern geschwärmt und wir wurden in der Tat nicht enttäuscht. Wäre der Pub in meiner Nachbarschaft, ich wäre wohl rund um die Uhr am Start. Die Bierauswahl ist ein Traum und da es sich um einen „Hundepub“ handelt und wirklich einige englische Bulldoggen und Bluthunde rumlungerten war es so authentisch wie bei „Der Doktor und das Liebe Vieh“! Ein würdiger Abschluss.
Alle Burger gibt es auch als Veggie oder Vegan.
Fakt Nr. 5 Englische Pubs sind einfach ein guter Ort zum verweilen und zum Spaß haben.


Am nächsten Tag ging es dann auch leider schon wieder nach Hause.


Es war ein wunderschönes Wochenende mit ganz vielen Highlights. Viele Gute Gespräche, viel Gelacht und gesungen, viele Eindrücke gesammelt und mal wieder bestätigt bekommen, dass England einfach ein wunderschönes Land ist. 
Was für andere Strand und Palmen sind, dass sind für mich englische Arbeitersiedlungen!


Vielen Dank an alle die dabei waren und mir dieses unvergessliche Geschenk bereitet und ermöglicht haben! 


Fakt 6. England belongs to me.


Fakt 7. Ich liebe meine Freunde!

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